Jan Lievens (1604–1674), Bücherstilleben (1628). München, Alte Pinakothek, Inv. Nr. 6579
Das nicht signierte Gemälde wird (seit einigen Jahren) dem holländischen Maler Jan Lievens, dem Freund Rembrandts, zugeschrieben und entstand wohl während der Zeit, als beide zusammen in Amsterdam eine Werkstattgemeinschaft unterhielten. Das Bild zeigt in Aufsicht einen Arbeitstisch in der Ecke eines Zimmers. Auf der Tischfläche liegen mehrere Bücher; einige von ihnen sind mit dem Schnitt übereinander gestapelt, die meisten aber liegen ungeordnet durcheinander, eines ist aufgeschlagen. Auf einem Brett an der Wand hinter dem Tisch stehen kleinformatige Nachbildungen von Skulpturen. Links daneben ist achtlos eine aufgefaltete Urkunde aus Pergament abgelegt worden, die vom Brett herabzugleiten droht. Ihre Unterkante ist umgebogen (Fachbegriff: Umbug oder Plica), um Streifen durch das Pergament zu ziehen, an denen, gut befestigt, zwei Siegel zur Beglaubigung des Schriftstückes hängen (sog. abhängende Siegel). Wie bei manchen Urkunden üblich, ist die Rückseite des Pergaments dunkler, weil weniger sorgfältig geglättet und bearbeitet als die Vorderseite, auf die man den Text der Urkunde geschrieben hat; er setzt links oben mit einem großen, geschwärzten Buchstaben ein (Initiale).