Ethnographie des Grenzraumes
Die politische Wende von 1989 führte in Ostmitteleuropa zu tief greifenden gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen. Deren Auswirkung lässt sich auch an der sich verändernden Funktion und Bedeutung gut beobachten, die den politischen Grenzen beigemessen wird. Die Grenze steckt den Raum für die Alltagsinteraktionen ab und verengt ihn gleichzeitig. Das bringt den Bewohnern eines Grenzgebietes bestimmte Vorteile mit sich, aber auch Spannungen und Anstrengungen, denen die Bewohner im Landesinneren nicht ausgesetzt sind. Das Projekt hinterfragt, in welchem Ausmaß das alltägliche Leben an der sächsisch-böhmischen Grenze im letzten Dezennium geprägt wurde. Unter der Annahme, die im Landesinneren für selbstverständlich gehaltenen Gewohnheiten könnten in der Grenzregion anders gesehen oder sogar problematisiert werden, wird eine empirische Untersuchung in der tschechischen Grenzgemeinde Dolní Poustevna (Nieder-Einsiedel) durchgeführt. Die hier gewonnenen Daten und Erkenntnisse sollen mit Informationen über die Situation auf der sächsischen Seite der Grenze (Sebnitz) verglichen werden. Den Schwerpunkt der Forschung bildet das Alltagshandeln der Grenzbewohner, wobei die Frage nach der Wirkungsweise der Grenze auf die Bewohner der untersuchten Grenzregion im Mittelpunkt steht.