Brigadebücher – Spiegel der Arbeitskultur in der DDR?
Das Brigadebuch als aktive Form der Kommunikation verlor mit dem Ende der DDR seine Bedeutung. Seit Herbst 1989 wurden die Bücher von den Beschäftigten nicht länger geführt, und oftmals ist der Verbleib der Bestände unklar.
Seit 1960 wurde in den zu Brigaden zusammengefassten Arbeitsgruppen der DDR-Betriebe im Zuge des jährlichen „Wettbewerbs“ um den Titel Kollektiv der sozialistischen Arbeit ein Betriebstagebuch geführt. Galt das zunächst ausschließlich für die Arbeiterschaft, so wurden in den 1970er Jahren viele weitere Berufsgruppen in die „Bewegung“ einbezogen, so dass Brigadebücher für einen Großteil der Beschäftigten in der DDR ein konstantes Element des Arbeitsalltags darstellten. Das Führen dieser Bücher war normativen Vorgaben unterworfen, deren Einhaltung durch Betriebs- und Betriebsgewerkschaftsleitung überprüft wurde. Die Berichte, Fotografien und Gestaltungen bieten dennoch – und gerade deswegen – Ansätze für eine kulturwissenschaftliche Analyse. Ziel des Vorhabens ist es, die Möglichkeiten und Grenzen des Brigadebuchs als kulturwissenschaftlicher Quelle zu aufzuzeigen und auf dieser Grundlage den Bestand des ISGV auszuwerten.