Das Medium Film als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit

Projektleitung: Andreas Rutz
Projektbearbeitung: Winfried Müller (bis 2022), Sönke Friedreich, Nadine Kulbe, Henrik Schwanitz

Universum-Kino
Außenansicht mit Leuchtreklame des Kinos
"Universum", Prager Straße 6, vor 1931 (ISGV,
Bildarchiv, BSNR 139166)

Mit dem 2020 abgeschlossenen Projekt „1918 als Achsenjahr der Massenkultur. Kino, Filmindustrie und Kunstdiskurse“ hat das ISGV neue Wege der Forschung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Wissenschaftskommunikation beschritten: Die Ergebnisse sind als Online-Datenbank mit einer interaktiven Karte und ergänzendem Material auf einer Webseite zum Stöbern und Recherchieren frei zugänglich. Das Projekt wurde von einer gemeinsam mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) durchgeführten Filmreihe zum Thema „Als die Bilder sprechen lernten. Dresdner Kinokultur zwischen Stumm- und Tonfilm“ begleitet. Neben den Filmvorführungen beinhaltete das Programm jeweils eine inhaltliche Einführung sowie die Vorstellung des Kinos, in dem der betreffende Film in der Weimarer Zeit seine Premiere in Dresden gefeiert hat.

Park-Lichtspiele
Außenansicht des Eingangsbereiches der
Park-Lichtspiele auf dem Weißen Hirsch,
um 1930 (ISGV, Bildarchiv, BSNR 139171)

Diese erfolgreiche Verbindung von Forschung und Vermittlung soll mit dem bereichsübergreifenden Projekt „Das Medium Film als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit“ fortgeführt werden. Ziel ist es zum einen, mit den publikumswirksamen Veranstaltungen die Arbeit des ISGV einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das Medium Film scheint hierfür besonders geeignet, bietet der Rahmen einer Kinovorstellung doch Gelegenheit, das gezeigte Filmmaterial historisch zu kontextualisieren und damit neue Erkenntnisse breitenwirksam zu kommunizieren. Zum anderen ermöglicht die Perspektive einer jährlich wiederkehrenden Veranstaltungsreihe, die Kino- und Filmforschung als einen Schwerpunkt der Institutsarbeit weiterzuentwickeln. Dabei kann auch an die Arbeiten zur visuellen Anthropologie des Bereichs Volkskunde/Kulturanthropologie angeknüpft werden.

Programmflyer Klemperer
Ausschnitt des Programmflyers der
Reihe "Mit Victor Klemperer ins Kino"

In 2021/2022 wird die Filmreihe „Mit Victor Klemperer im Kino“ gezeigt – eine Hommage an den passionierten Kinobesucher, der seit 1920 Professor für Romanistik an der Technischen Hochschule Dresden war und in seinen Tagebüchern nicht nur als genauer Beobachter der Zeitverhältnisse hervortritt, sondern auch seine intellektuellen Erfahrungen und nicht zuletzt die Kinokultur in Dresden kommentierte. Für die Jahre der Weimarer Republik verzeichnen die Tagebücher ca. 750, teils ausführlich besprochene Filme, wobei immer wieder auch die Vorführungsorte und die Praxis des Kinogehens thematisiert werden. Nach 1933 nahm die Häufigkeit der Kinobesuche analog zu den Einschränkungen der Teilhabe am öffentlichen Leben ab, um 1938 vollends abzubrechen, nachdem Jüdinnen und Juden der Besuch aller öffentlichen Einrichtungen verboten worden war.

Für 2023 wird die Filmreihe „Unsere Heimat?! Sachsen im frühen DDR-Film“ vorbereit, die sich mit Heimatkonstruktionen in Spiel-, Dokumentar- und Amateurfilmen der 1950er- und 1960er-Jahre auseinandersetzt und dabei auf Forschungen aus verschiedenen Projekten des ISGV zu Heimat und Identität in Sachsen zurückgreifen kann.