Hofdame — Garderobiere — Leibwäscherin. Frauen in den weiblichen Hofstaaten des sächsischen Königshauses im 19. Jahrhundert
Bearbeiterin: Leonora Braun
Hofdamen, Kammerdienerinnen, Garderobieren, Leibwäscherinnen: Die im Sächsischen Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden liegenden Etataufstellungen über die königlichen Hofhaltungen im 19. Jahrhundert offenbaren eine Vielzahl an Aktivitäten von Frauen, die sich in den Hofstaaten der weiblichen Mitglieder des Königshauses in besonderem Maße konzentrierten. Dort versammelten sich Frauen, die trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Hintergründe und Aufgaben eine Erfahrung teilten: Sie gingen einer besoldeten Tätigkeit nach. Damit befanden sie sich im Widerspruch zu dem Bild der in der privaten Sphäre verbleibenden, in der Familienpflege aufgehenden Frau. Dieses idealtypische Rollenverständnis konnte zwar nur durch eine privilegierte Minderheit verwirklicht werden, gewann als Folie im 19. Jahrhundert aber zunehmend gesamtgesellschaftliche Wirksamkeit.
Eine Untersuchung dieser vielfältigen Frauengruppe am Dresdner Hof steht bisher noch aus. Das Projekt zielt daher auf die Untersuchung des Personals der weiblichen Hofstaaten, die auch als spezifisch weiblich konnotierte Räume verstanden werden. Dabei sollen die einzelnen dort vertretenen Gruppen zunächst auf soziale Hintergründe, Einstellungs- und Ernennungsmodalitäten, auf ihre familiäre und anderweitige Vernetzung mit dem Hof sowie auf ihre Dienstzeiten, Karrieremöglichkeiten und auf die Heiratskreise hin untersucht werden. Darüber hinaus wird gefragt, ob die besoldete Tätigkeit für die Frauen mit ihrem Rollenverständnis und ihrer Vorstellung von Weiblichkeit vereinbar war.