Umstrittene Memoriale

König Albert-Denkmal in Bautzen von Walter
Hauschild, 1913 (Postkarte, Brück & Sohn
Kunstverlag Meißen [CC0], Wikimedia Commons)

Das „Zeitalter des Denkmals“ in Sachsen, 1871-1933

Bearbeitung: Sönke Friedreich

Die Jahre um 1900 bildeten die Blütezeit des Denkmals in Deutschland. Zählte man im Jahr 1818 erst 18 öffentliche Standbilder, so waren es 1883 bereits über 800, wobei die Mehrzahl dieser Denkmäler in Städten aufgestellt wurde. Obwohl die Zahl der kritischen Stimmen seit der Jahrhundertwende zunahm und Begriffe wie „Denkmalwut“ oder „Denkmalseuche“ aufkamen, wuchs die Zahl der Denkmäler bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs noch einmal deutlich: Allein für Kaiser Wilhelm I. und Otto von Bismarck wurden bis 1918 zwischen 800 und 900 Monumente errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich das Gedenken von der Personenverehrung zum Gefallenengedenken. In nahezu jeder größeren Stadt, aber auch in zahllosen kleineren Gemeinden wurden Denkmäler unterschiedlichster Größe und Gestalt installiert.

Foto: Brücke-Osteuropa, Ernst Rietschel-Denkmal in Pulsnitz von Gustav Kietz, 1890
Ernst Rietschel-Denkmal in Pulsnitz
von Gustav Kietz, 1890
(Foto: Brücke-Osteuropa
[CC0], 2012, Wikimedia Commons)

Von den zahlreichen in Sachsen errichteten Denkmälern mit Bezügen zu den Einigungskriegen und dem Ersten Weltkrieg bzw. mit der Darstellung nationaler und regionaler Heroen sind etliche heute nicht mehr existent. Zum einen sind die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges nicht an den Monumenten vorübergegangen, zum anderen wurden Denkmäler aus politischen Gründen demontiert. Heute bietet das Verhältnis des materiellen Denkmals zu neueren (virtuellen) Formen der Memorialkultur Anlass zu aktuellen Fragen des Umgangs mit Monumenten als öffentlichem Kulturgut. In einem größeren historischen Kontext sind nicht nur die Denkmäler selbst als symbolische Zeichen und Bedeutungsträger von Interesse, sondern ebenso die Handlungsvollzüge und Diskursstränge, die zu ihrer Planung und Errichtung führten.

 

Jakob Böhme-Denkmal in Görlitz von Johannes Pfuhl, 1898
Jakob Böhme-Denkmal in Görlitz
von Johannes Pfuhl, 1898
(Foto: S. Friedreich, 2017)

Das Projekt untersucht, wie die Aushandlungsprozesse um die Errichtung von Denkmälern in Sachsen verlaufen sind und welche Bedeutung sie im lokalen und regionalen Kontext  besaßen. An ausgesuchten Beispielen wird danach gefragt, welche Interessengruppen am Denkmals-Diskurs partizipierten, welche Argumente hierbei für und wider die Errichtung von Denkmälern angeführt wurden und wie das Zusammenspiel zwischen lokalen  Bedingungen und überlokalem Denkmals-Diskurs aussah.