LandschaftsWandel. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Bergbau- und Folgelandschaften

Mundloch eines Bergbaustollens
Mundloch eines Bergbaustollens, Foto: Ira Spieker

Projektbearbeitung: Ira Spieker, Katharina Schuchardt

In Kooperation mit Anne Dippel und dem Seminar für Volkskunde/Kulturgeschichte der Universität Jena.

Bergbauaktivitäten haben die Landschaften in Mitteldeutschland und im östlichen Europa stark geprägt. Das Projekt nimmt diese Areale (ehemaliger) Abbaugebiete und Industrialisierungen in den Blick und fokussiert deren Entwicklung, Nutzung und Aneignung. Perspektivisch wird dabei der Zeitraum ab 1991 – mit Rückbezügen auf die historische Entwicklung – verfolgt: Viele Abbaustätten wurden aufgegeben, die Fördermengen sukzessive verringert, Landschaften (um)gestaltet. Die Nutzung dieser Flächen hat sowohl lesbare materielle als auch immaterielle Spuren hinterlassen. Re-Kultivierungen, Wiederanpflanzungen und -siedlungen wirken ebenso wie fortdauerndes Gefahren- und Umweltmanagement zukunftsgestaltend.

Der gesteigerte Bedarf an Lithium sowie anderen Metallen und Erzen und die Erkundung dieser Vorkommen im Erzgebirge rücken Regionen und die Bewertung von Bodenschätzen erneut in den Fokus vielfältiger Interessen. Damit wird eine Diskussion angestoßen, die in der Gemengelage zu einem Konglomerat von Naturschutzinteressen, politischer Verantwortung, regionaler Verortung, Vergangenheitsbewältigung, Ökonomie und Zukunftstechnologien verschmilzt. Der menschliche Einfluss sowie geologische Besonderheiten, Bepflanzung und (wieder)Aneignung von Flora, Fauna und anderen Arten schaffen Landschaften, die eine angenommene Trennung von Natur und Kultur offensichtlich auflösen. Neuere Ansätze des Posthumanismus und der More-Than-Human-Anthropology erweitern den bisherigen Blick anthropozäner Nutzung und berücksichtigen Verstrickungen zwischen Menschen und anderen Entitäten und ihre Ko-Konstitution.

Das Projekt eröffnet neue Perspektiven auf die Erforschung von Landschaften, um deren sich ständig verändernde Überlieferung und Neubewertung konzeptionell greifbar zu machen. Methodologisch ist es in vergleichender Perspektive angelegt. Eine Kooperation mit Projekten, die ähnlich gelagerte Phänomene und Problemstellungen in der Tschechischen Republik und Polen verfolgen, ist geplant.