Bildwerk und Bildwissen. Visuelle Objekte und Praktiken in der frühen Volkskunde am Beispiel Adolf Spamers

Projektleitung: Ira Spieker

Projektbearbeitung: Nadine Kulbe

 

Der wissenschaftliche Nachlass des Volkskundlers Adolf Spamer (1883–1953) enthält eine enorme Menge an visuellem Material: Postkarten, Grafiken, Zeichnungen, Ausschnitte aus Zeitschriften, Fotografien. Die Objekte weisen Bezüge auf zur religiösen Volkskunde, zur Sach- und Populärkultur oder zur Brauchforschung. Das Material war Teil der wissenschaftliche Praxis Spamers: seiner Forschungen zum kleinen Andachtsbild, zur Tätowierkultur oder zu Bräuchen im Jahreslauf. Das in seinem im Nachlass enthaltenen Bildmaterial soll untersucht und durch Einbeziehung seiner Publikationen sowie schriftlicher Quellen kontextualisiert werden, um dem Bildpraktiken in der Wissensproduktion der frühen akademischen Volkskunde auf die Spur zu kommen. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Einfluss die Nutzung und Erforschung von Bildern auf das (akademische) volkskundliche Wissen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert hatte. Dabei spielen das Sammeln und Verwahren ebenso eine Rolle wie die Zirkulation von Bildern, ihre Analyse und Verwendung für Publikationen oder Vorträge.

Die Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie/Volkskunde beschäftigt sich wissensgeschichtlich zwar schon länger mit den Praktiken der Wissensproduktion; ebenso kann die Disziplin fachhistorisch orientierte Studien zur visuellen Kultur der Volkskunde/Kulturanthropologie vorweisen. Konkrete wissensgeschichtliche Fragestellungen auf die Bildkultur der Volkskunde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anzuwenden, ist bisher allerdings noch nicht erfolgt. Adolf Spamers wissenschaftliche Tätigkeit wie auch das von ihm über Jahrzehnte zusammengetragene Material bieten für die Fragestellung zahlreiche Anknüpfungspunkte und der Nachlass umfangreiches Quellenmaterial zur Auswertung. Zudem bieten sich Vergleiche mit Zeitgenoss*innen an, die ebenfalls mit bzw. über Bilder arbeiteten.