Nachlässe und Sammlungen im ISGV – Dokumente der Wissenschaftsgeschichte
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Das ISGV verwahrt einen umfangreichen Bestand von Sammlungen und Nachlässen, der vor allem aus Überlieferungen der volkskundlichen Vorgängerinstitutionen besteht. Diese werden am ISGV erschlossen, im Kalliope-Verbundkatalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz verzeichnet, teilweise auch digital präsentiert und somit für die wissenschaftliche Forschung zugänglich gemacht.
Die Bestände resultieren vorwiegend aus volkskundlich/kulturanthropologischen Forschungszusammenhängen und Materialsammlungen sowie der Erhebung und Dokumentation empirischer Daten. So befindet sich am ISGV das vom Institut für Volkskunde und der Dresdner Forschungsstelle der Akademie der Wissenschaften der DDR übernommene Material, dessen Gesamtbestand mehr als 300 Kästen umfasst und wichtige Unterlagen zur Wissenschaftsgeschichte der Volkskunde der DDR liefert. Daneben gibt es auch Nachlässe ehemaliger Mitarbeiter*innen der genannten Institutionen (u.a. Friedrich Sieber und Rudolf Weinhold) und von volkskundlich relevanten Akteur*innen (Josefa Elstner-Oertel und Hugo Wiechel). Der Nachlass von Adolf Spamer, der zu den Wegbereitern der institutionalisierten Volkskunde im 20. Jahrhundert zählt und 1945 mit dem Aufbau des Instituts für Volkskunst und Volksbrauch den Grundstein für das ISGV legte, gehört zu den bedeutendsten der verwahrten Bestände. Er beinhaltet neben wissenschaftlichen und lebensgeschichtlichen Unterlagen eine enorme Fülle an Einzelsammlungen wie das Corpus der Segen- und Beschwörungsformeln (CSB), kleine Andachtsbilder, Postkarten und die sogenannte Weltkriegssammlung.
Das Digitale Bildarchiv des Instituts ergänzt die wissenschafts- und wissensgeschichtlich relevanten Unterlagen. Es enthält Fotografien, Postkarten, Zeichnungen und Drucke und repräsentiert in seiner Gesamtheit das Themenspektrum der volks- und landeskundlichen Arbeit in Sachsen im 20. und 21. Jahrhundert.
Zu den am ISGV verwahrten Sammlungen gehören volkskundliche Befragungen und Erfassungsaktionen: beispielsweise die von 1934 bis1936 durchgeführten Umfragen der Landesstelle für Volksforschung und Volkstumspflege des Gaus Sachsen zu Sitten und Bräuchen. Ziel dieser Unternehmung waren Sammlung und Dokumentation von Kulturdaten sowie – ganz im zeitgenössischen Duktus der NS-Ideologie – die Sensibilisierung für regionale Identität, Zugehörigkeit und „Tradition“ – jenseits aller Modernisierungstendenzen.
Eine umfangreiche Kartensammlung mit historischen Kartenwerken, Stadtplänen, Wanderkarten und Reiseberichten dokumentiert die Entwicklung des Tourismus in Sachsen.