Thomas von Fritsch zählt zu den bedeutendsten kursächsischen Staatsdienern des 18. Jahrhunderts. Als Sohn eines namhaften Leipziger Verlagsbuchhändlers machte er schnell Karriere in der landesherrlichen Verwaltung. Nach Nobilitierung und Erwerb dreier Rittergüter geriet der ambitionierte Aufsteiger jedoch schon bald in Konflikt mit dem allmächtigen Premierminister Heinrich von Brühl. So trat Fritsch zwischenzeitlich in kaiserliche Dienste, zunächst als Reichshofrat Kaiser Karls VII., dann unter dessen Nachfolger Franz I. als Reichspfennigmeister. Als Fritsch 1762/63 den Frieden von Hubertusburg für Sachsen maßgeblich mitgestaltete, kam ihm bei den Verhandlungen seine persönliche Bekanntschaft mit dem preußischen König Friedrich II. zugute. Als Verfasser zahlreicher Denkschriften, Leiter der Restaurationskommission, Landtagsteilnehmer und Minister spielte er bei Konzeption und Umsetzung des Rétablissements, des kursächsischen Reformprogramms nach dem Siebenjährigen Krieg, die entscheidende Rolle. Die vorliegende Studie rekonstruiert auf Grundlage eines reichhaltigen Quellenfundus, darunter der umfangreiche Briefwechsel Fritschs, dessen persönliches Netzwerk und politisches Wirken, sie verortet ihn in den Denkströmungen seiner Zeit und zeigt die Ambivalenzen seiner sozialen Stellung zwischen Bürgertum und Adel auf. Vor allem aber leistet sie anhand der zentralen Figur des Rétablissements einen Beitrag zum tieferen Verständnis jener kurzen Epoche Sachsens, in der es gelang die tiefgreifende Krise des Staates nach der Niederlage im Siebenjährigen Krieg durch neuartige administrative Konzepte zu überwinden.