Der Dreißigjährige Krieg gilt zu Recht bis heute als eine der schwersten Katastrophen in der deutschen und europäischen Geschichte. Etwa ein Drittel der Bevölkerung verlor ihr Leben, viele Städte wurden geplündert, unzählige Dörfer niedergebrannt. Flüchtlingsströme waren die Folge, Söldnertruppen verübten Gewaltexzesse an der Zivilbevölkerung. Am Ende aber gab es keine „Stunde Null“. Die gesellschaftliche Ordnung blieb in Stadt und Land grundsätzlich bestehen. Die Betroffenen allerdings hatten sich über eine lange Zeit hinweg mit den Folgen des Krieges, den demografischen Veränderungen einer dezimierten Bevölkerung, einer zerstörten Infrastruktur
und der Bewältigung vieler Gewalterfahrungen auseinanderzusetzen.
Die Studie nimmt die Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg in den Blick und entwickelt an diesem Fall ein Raster für einen reflektierten Begriff von „Nachkriegszeit“ in der Vormoderne. Dabei zeigt sich auch, dass nicht von einer harten Zäsur zwischen Krieg und Frieden, sondern von einem längeren Übergangszeitraum gesprochen werden muss. Als Beispiel dient die kursächsische Stadt Zwickau, die zwischen 1631 und 1650 vom Dreißigjährigen Krieg immer wieder durch Belagerungen, Plünderungen und Truppenstationierungen betroffen war. Auf der Mikroebene werden die wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbauversuche durch Rat und Landesherrn, Integration und Exklusion gesellschaftlicher Gruppen wie ehemaliger Soldaten und Migranten untersucht und anhand von qualitativen Zeugnissen wird auch die mentale Verarbeitung des Krieges analysiert.