Das Erzgebirge zählt zu den interessantesten weil vielgestaltigsten Regionen Sachsens und steht seit vielen Jahren im Fokus volkskundlicher und historischer Forschung. Dieses Interesse reicht zurück bis in das 19. Jahrhundert und war nach dem Niedergang des traditionellen Erzbergbaus eng verknüpft mit Motiven der Landesentwicklung und Wirtschaftsförderung. In der Entwicklung von der Bergbauregion zum Fremdenverkehrsgebiet vollzog sich im 19. und 20. Jahrhundert ein Wandel, der als beispielhaft für Transformationsprozesse im Zeitalter der Modernisierung gelten kann.
Begleitet und bedingt wurde dieser Wandel durch Veränderungen des symbolischen Raumes, der sie begleitenden Diskurse und der Bilder von der Region. In der Wechselwirkung zwischen Landschaft, Bergbau und regionaler Kultur entstanden neue Identitätsmuster und Symbolsysteme, die bis heute wirkmächtig geblieben sind und die zugleich historisch gewachsene Querverbindungen zu anderen Mittelgebirgsregionen aufweisen. Der Band versammelt volkskundliche und kulturhistorische Beiträge, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven diesen Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert widmen. Durch eine komparative Betrachtung werden dabei nicht nur Parallelen zu überregionalen Erscheinungen aufgezeigt, es werden auch die Konturen der Montanlandschaft Erzgebirge als Berglandschaft und Bergbaulandschaft deutlich.