Die Leistungen und Lebenswege von Frauen im Zeitalter der Reformation sind sowohl in der historischen Forschung als auch in der öffentlichen Wahrnehmung weithin unterbelichtet. Dabei taten sich besonders in den unruhigen ersten Jahren der Reformation erweiterte Handlungsspielräume für Frauen auf, die jetzt in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen als Förderinnen des neuen Glaubens auftraten und in erstaunlichem Ausmaß öffentlich und herrschaftlich agierten.
Der vorliegende Sammelband, der die Ergebnisse einer Tagung von 2013 auf Schloss Rochlitz präsentiert, thematisiert die Kämpfe um weibliche und religiöse Selbstbehauptung in einer von Glaubensgegensätzen zerrissenen Epoche ebenso wie die erheblichen Anteile der Protagonistinnen an den Auseinandersetzungen der Zeit. Darüber hinaus geht es um die sich während der Reformation wandelnden weiblichen Rollenmuster, deren Einflüsse bis in die Gegenwart spürbar sind. Anhand einer Vielzahl von Einzelbiografien werden Problembereiche analysiert, die von lebensgeschichtlichen Wandlungen im Alltag über Wirtschaft und Recht bis hin zur Praxis von Bildung und Erziehung sowie zu Frauen der Reformation im Geschichtsdiskurs reichen.
Der Band enthält Beiträge von Martin Arnold, Anne Conrad, Stefan Dornheim, Ralf Frassek, Anke Fröhlich-Schauseil, Ute Gause, Jasmin Irmgard Hoven-Hacker, Sarina Jaeger, Gabriele Jancke, Jens Klingner, Dorothee Kommer, Benjamin Müsegades, Franziska Neumann, Martina Schattkowsky und Sabine Zinsmeyer.