Die Autobiografie des Tischlergesellen Anton Peschel präsentiert eine Lebensbeschreibung, die maßgeblich von den Arbeitsverhältnissen, ihrer Entlohnung und den davon geprägten privaten Lebensverhältnissen des im Jahre 1861 in Sachwitz (poln. Zachowice) bei Breslau (poln. Wrocław) Geborenen geprägt ist. Wiewohl nicht von höherem sprachlichen Niveau, zeichnen sich die Ausführungen durch ihr verhältnismäßig breites Themenfeld aus, das Familiäres und das private Leben sowie das Arbeitsleben ebenso einschließt wie soziale Kontakte, Reisen, arbeitsfreie Zeiten und erste Urlaube, Krankheit und Leid. Kennzeichnend ist auch ihr Spannungsbogen zwischen einer an bürgerlichen Vorbildern orientierten Darstellungsweise und der in ihrer schlichten Wortwahl eindrücklichen Thematisierung subjektiver Empfindungen.
Diese Quelle geriet in das Blickfeld der institutionellen Regionalgeschichtsschreibung, wie sie vom Kulturbund der DDR in den 1970er- und 1980er-Jahren betrieben wurde, um in gesellschaftspolitischer Zielsetzung die sozialistische Geschichtsschreibung der Arbeiterklasse zu unterfüttern. Dementsprechend wurde Peschels Lebensbeschreibung als Arbeiter-Autobiografie rubriziert. Die Edition der Autobiografie und des kommentierenden Gutachtens werden begleitet von zwei Beiträgen, die sich mit diesen Lebenserinnerungen aus dem Blick der kulturwissenschaftlichen Biografieforschung sowie aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive mit den kulturpolitischen Aktivitäten des Kulturbunds der DDR befassen.