Stadt und Kirche gehörten im Mittelalter untrennbar zusammen. Im vorliegenden Buch werden in einer mehrstufigen Analyse die Verbindungen der kirchlichen Einrichtungen zu städtischen und außerstädtischen Machtfaktoren dargestellt, wodurch ein umfassendes Bild von der Lage der geistlichen Einrichtungen in Zwickau entsteht. Im Mittelpunkt steht dabei die Pfarrei St. Marien. Die Funktionen einer städtischen Pfarrkirche im Mittelalter waren vielfältig: Sie war sakraler Ort und Repräsentationsfläche der Stadtgemeinde, in ihr wurde die feierliche Wahl des Stadtrats abgehalten, hier endeten die großen Prozessionen und es gab Raum für Bruderschaften und das Stiftungswesen. Der Pfarrklerus befand sich im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen der internationalen Organisation der römischen Kirche und lokalen Einflussgrößen wie dem Landesherrn, dem Adel und der Stadtgemeinde. Gerade im Hinblick auf die Vorreiterrolle der Stadt Zwickau in der frühen Reformationszeit können wichtige Entwicklungslinien seit der Stiftung der Kirchen im 12. Jahrhundert nachvollzogen werden, welche die Handlungen der Akteure noch im 16. Jahrhundert beeinflussten. Nach der Betrachtung der einzelnen geistlichen Institutionen folgt eine Untersuchung der wirtschaftlichen Grundlagen der Kirche, der Formen der spätmittelalterlichen Frömmigkeit und der Politik des Stadtrats in Kirchenangelegenheiten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Personengeschichte des Klerus, in Form sowohl einer Prosopografie der Zwickauer Geistlichkeit als auch einer Analyse der Biografien der einzelnen Prediger.