In der historischen Migrationsforschung zum 19. Jahrhundert standen vor allem die weiträumigen kontinentalen und überseeischen Wanderungen im Mittelpunkt des Interesses. Die Mobilität dieser Zeit war jedoch ungleich stärker von kleinräumigen Wanderungen geprägt, bei denen nahe gelegene Grenzen von Kreisen, Bezirken und Staaten überschritten wurden. Die vorliegende Publikation untersucht diese Migration im Dreiländereck Sachsen – Böhmen – Schlesien im Zeitraum zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Gründung des Deutschen Reiches 1871.
Der Blick richtet sich auf die Wanderungsmotive, Lebenslagen und Herkunft der Migrantinnen und Migranten. Was bewegte Menschen, sich in der sächsischen Oberlausitz niederzulassen? Aus mikrohistorischer Perspektive zeigen ausgewählte Biografien die fließenden Übergänge von zeitweiser Arbeitsmigration zu dauerhafter Niederlassung. Am Beispiel der Stadt Zittau kann zudem veranschaulicht werden, welche Faktoren für eine erfolgreiche und langfristige Ansässigmachung wichtig waren.
Dieses Buch verknüpft die alltägliche Rechtspraxis der staatlichen und kommunalen Behörden, die an Einbürgerungen beteiligt waren, mit den öffentlichen Debatten des 19. Jahrhunderts um die sächsische Staatsangehörigkeit. So können Entscheidungsprozesse zum Aufnehmen oder Abweisen von Einwanderern offengelegt werden.