Edition und Kommentar. Aufbau und Vermittlung von kontextualisierenden Inhalten
Abendvortrag
22. Juni 2022 - 19.30 Uhr
Matthias Thumser ‧ Berlin
Forschungsschwerpunkte
- Briefkultur im Hoch- und Spätmittelalter
- Papsttum, Rom und Mittelitalien in staufischer Zeit
- Livland im Mittelalter
- Historische Hilfswissenschaften (Brief- und Urkundeneditionen und Editionstechnik)
Vita (Auszug)
- 1992 Habilitation an der Philipps-Universität Marburg mit einer Arbeit zum Thema: Rom und der römische Adel in der späten Stauferzeit
- 1992−93 Gastdozent am Deutschen Historischen Institut in Rom
- 1994−98 Vertretungsprofessuren in Münster, Bonn, Graz und an der Freien Universität Berlin
- 1998−2018 Professor für Mittelalterliche Geschichte mit dem Schwerpunkt Hoch- und Spätmittelalter an der Freien Universität Berlin Profil
- seit 2007 Vorsitzender der Baltischen Historischen Kommission
Publikationen (Auswahl)
- [aktuelle Neuerscheinung:] (Hg.), Epistole et dictamina Clementis pape quarti. Das Spezialregister Papst Clemens’ IV. (1265–1268) (Monumenta Germaniae Historica, Briefe des späteren Mittelalters 4), 3 Bde., Wiesbaden 2022. Link
- Papstbriefe an einen Legaten. Das Briefbuch des Kardinals Simon de Brion (1262–1266), in: Jörg Schwarz/Georg Strack (Hg.), Kurie und Kodikologie. Festschrift für Claudia Märtl zum 65. Geburtstag, Ostfildern 2021, S. 25-43.
- zusammen mit Madlena Mahling/Klaus Neitmann (Hg.), Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Bd. I/13: 1472–1479, Bd. I/14: 1480–1483, Köln u.a. 2018/2020.
- Mehrere Beiträge in: Florian Hartmann/Benoît Grévin (Hg.), Ars dictaminis. Handbuch der mittelalterlichen Briefstillehre (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 65), Stuttgart 2019, u. a. zusammen mit Karl Borchardt, Die nach Petrus de Vinea benannten Mustersammlungen (S. 146-157); Päpstliche Kurie (S. 158-180).
- Handschriftenverzeichnis zur Briefsammlung des Thomas von Capua, auf Grundlage der Vorarbeiten von Hans Martin Schaller bearb. v. Kristina Stöbener u. Matthias Thumser (Monumenta Germaniae Historica, Hilfsmittel 30), Wiesbaden 2017.
- Kuriale Briefkultur. Konturen eines vernachlässigten Forschungsgebietes, in: Tanja Broser/Andreas Fischer/Matthias Thumser (Hg.), Kuriale Briefkultur im späteren Mittelalter. Gestaltung – Überlieferung – Rezeption (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii 37), Köln u.a. 2015, S. 9-34.
- Les grandes collections de lettres de la curie pontificale au XIIIe siècle. Naissance, structure, édition, in: Benoît Grévin/Anne-Marie Turcan-Verkerk (Hg.), Le „dictamen“ dans tous ses états. Perspectives de recherche sur la théorie et la pratique de l’„ars dictaminis“ (XIe–XVe siècles) (Bibliothèque d’histoire culturelle du Moyen Âge 16), Turnhout 2015, S. 209-241.
- Die Briefsammlung des Thomas von Capua. Etappen eines Editionsvorhabens, in: Helmut Flachenecker/Janusz Tandecki (Hg.), Editionswissenschaftliches Kolloquium 2011. Quellen kirchlicher Provenienz (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises für Quellenedition 6), Toruń 2011, S. 11-25.
- Briefe in loser Ordnung. Über Mischsammlungen des späteren Mittelalters, in: Johannes Gießauf/Rainer Murauer/Martin P. Schennach (Hg.), Päpste, Privilegien, Provinzen. Beiträge zur Kirchen-, Rechts- und Landesgeschichte. Festschrift für Werner Maleczek zum 65. Geburtstag (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsbd. 55), Wien/München 2010, S. 449-460.
- Letzter Wille? Das höchste Angebot Kaiser Heinrichs VI. an die römische Kirche, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 62 (2006), S. 85-133.
- Zur Überlieferungsgeschichte der Briefe Papst Clemens’ IV. (1265–1268), in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 51 (1995), S. 115-168.
- Rom und der römische Adel in der späten Stauferzeit (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 81), Tübingen 1995.
Zugang zum Text. Die editorische Erschließung des Spezialregisters Papst Clemens’ IV. (1265–1268)
Im April 2022 ist bei den Monumenta Germaniae Historica die Edition der „Epistole et dictamina Clementis pape quarti“ mit annähernd 600 Briefen in drei Teilbänden erschienen. Es handelt sich um das Spezialregister Papst Clemens’ IV. (1265–1268), in das vielfach Briefe vertraulichen Inhalts eingegangen sind. Aufgenommen wurde ein wesentlicher Teil der politischen und persönlichen Schreiben des Papstes, die an einen breiten Empfängerkreis von den Königen Europas bis hin zu niederen Klerikern, Rittern und Bürgern gerichtet waren. Im Vortrag werden im Sinne einer Präsentation dieser Ausgabe ihre Konzeption und die Kommentierung erklärt. Zur Sprache kommen zuvorderst die Prinzipien der Textherstellung, der Aufbau des kritischen und des Sachapparats sowie die Formulierung der Kopfregesten. Um auch die Vielfalt der außergewöhnlichen und lebensnahen Schreiben aufzuzeigen, werden die Editionsprinzipien anhand einer relativ kleinen Anzahl von Briefen exemplifiziert. Sie wurden im Frühling 1268 ausgefertigt, als sich der sizilische König Karl von Anjou knapp vier Wochen lang an der päpstlichen Kurie in Viterbo aufhielt und auch aus diesem Grund eine Fülle von Aufgaben auf Clemens IV. zukam. Insgesamt sollen die Mittel, dem Benutzer einen möglichst optimalen Zugang zum Text zu ermöglichen, gezeigt werden, dies garniert mit Einblicken in den Alltag der Kurie und die päpstliche Amtsführung mit ihren zahlreichen Facetten.