Edition und Kommentar. Aufbau und Vermittlung von kontextualisierenden Inhalten
Sektion II - Viele Wege – hohe Erwartungen: Perspektiven der Quellenerschließung
23. Juni 2022 - 14.30 Uhr
Ulrich Rasche ‧ Wien/Göttingen
Forschungsschwerpunkte
- Kirchliche Institutionen-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters
- Universitätsgeschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts
- Institutionengeschichte des Alten Reichs
- Historische Grundwissenschaften des Mittelalters und der Neuzeit
Vita (Auszug)
- 1996 Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen – Dissertationsschrift: Necrologien, Anniversarien- und Obödienzenverzeichnisse des Mindener Domkapitels aus dem 13. Jahrhundert (Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens)
- 1997 prosopographische Erschließung von Studentenstammbüchern des 17. bis 19. Jahrhunderts im Stadtarchiv Göttingen
- 1998-2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Projekten und Arbeitsgruppen zur Universitätsgeschichte
- 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg im DFG-Projekt „Ärztliche Praxis und medizinisches Weltbild um 1650: Johannes Magirus (1615–1697)“
- seit 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Erschließungsprojekt „Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats“ in Wien Link Profil
Publikationen (Auswahl)
- (Bearb.), Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats, Serie II: Antiqua, Bd. 2: Karton 44-135, Bd. 3: Karton 135-277f., Bd. 5: Karton 425-516, hrsg. von Wolfgang Sellert, Berlin 2014/2016/2019. Link
- zusammen mit Susanne Gmoser, Archivalische Quellen zur Praxis des kaiserlichen Rechts der ‘Ersten Bitten’ (Jus primarium precum) im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, in: Zwischen Archiv und Heraldik, Wien 2019, S. 165-190. Link
- Urteil versus Vergleich? Entscheidungspraxis und Konfliktregulierung des Reichshofrats im Spiegel neuerer Aktenerschließung, in: Albrecht Cordes (Hg.), Mit Freundschaft oder mit Recht? Inner- und außergerichtliche Alternativen zu kontroversen Streitentscheidungen im 15.–19. Jahrhundert, Köln u.a. 2015, S. 199-232.
- (Hg.), Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte. Typen, Bestände, Forschungsperspektiven (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011.
- Geschichte der Promotion in absentia. Eine Studie zum Modernisierungsprozeß der deutschen Universitäten im 18. und 19. Jahrhundert, in: Rainer Christoph Schwinges (Hg.), Examen, Titel, Promotionen. Akademisches und staatliches Qualifikationswesen vom 13. bis zum 21. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 7), Basel 2007, S. 275-351.
- The early phase of appropriation of parish churches in Medieval England, in: Journal of Medieval History 26 (2000), S. 213-237.
- Necrologien, Anniversarien- und Obödienzenverzeichnisse des Mindener Domkapitels aus dem 13. Jahrhundert (Monumenta Germaniae Historica, Libri memoriales et Necrologia, Nova Series V), Hannover 1998. Link
Archivisch-dokumentarische Aktenverzeichnung als Form der Quellenerschließung. Methoden und Ergebnisse am Beispiel der frühneuzeitlichen Judizialakten des Kaiserlichen Reichshofrats im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Als Höchstgericht, oberster Lehnshof, politisches Beratungsgremium und Administrationsorgan der kaiserlichen Reservatrechte zählte der Reichshofrat vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zu den wichtigsten Zentralinstitutionen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Sein im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrtes schriftliches Erbe bildet mit einem Umfang von mehr als einem Regalkilometer den größten zusammenhängenden Aktenbestand, den das Alte Reich hinterlassen hat. Seit 2007 werden Teile der Prozessakten durch die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Kooperation mit dem Österreichischen Staatsarchiv und der Universität Wien tief und mit besonderer Berücksichtigung der reichhaltigen Akteninhalte erschlossen und der Forschung damit erstmals zugänglich gemacht.
Die Veröffentlichung der Erschließungsergebnisse erfolgt in Form von Druckbänden, die auch als PDF-Dateien über den Server der Göttinger Akademie einsehbar sind, sowie online im Archivinformationssystem des Österreichischen Staatsarchivs. Bislang sind in zehn Druckbänden die Verzeichnungen von 9.136 Akten publiziert. Ein elfter Band ist im Druck, Band 12 und 13 sind in Arbeit. Wenn das Projekt 2024/25 in seiner jetzigen Form zu Ende geht, werden circa 13 Prozent des Judizialaktenbestands erschlossen sein.
Der Vortrag soll Eindrücke von den mannigfaltigen Akteninhalten verschaffen. Sodann werden erste Ergebnisse einer informationswissenschaftlichen Auswertung vorgestellt. Er mündet in einem Plädoyer für die Aktenverzeichnung als Aufgabe der Geschichtswissenschaft.