Edition und Kommentar. Aufbau und Vermittlung von kontextualisierenden Inhalten
Sektion I - »Wer wird … später alle diese Briefe lesen?« Briefe und ihre Kommentierung im Fokus
23. Juni 2022 - 9.45 Uhr
Jens Klingner ‧ Dresden
Forschungsschwerpunkte
- Geschichte des Mittelalters und des Reformationszeitalters
- Historische Hilfswissenschaften/Briefedition
- Stadtgeschichte
Vita (Auszug)
- 2006−10 Mitarbeit an der Edition der Stadtbücher Dresdens und Altendresdens am Stadtarchiv Dresden
- 2010 Promotion an der Universität Regensburg – Dissertationsschrift: Das Dresdner Stadtbuch 1477–1495. Edition und Forschung
- seit 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Projekte: „Fürstinnenkorrespondenzen in der Reformationszeit: Edition der Briefe der Herzogin Elisabeth von Sachsen“ Link; „Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen“; „Die sächsischen Stadtschreiber in Spätmittelalter und Früher Neuzeit“; „Neues Archiv für sächsische Geschichte“ Profil
Publikationen (Auswahl)
- zusammen mit Benjamin Müsegades (Hg.), (Un)Gleiche Kurfürsten? Die Pfalzgrafen bei Rhein und die Herzöge von Sachsen im späten Mittelalter (1356–1547) (Heidelberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde. Schriftenreihe des Instituts für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde 19), Heidelberg 2017.
- zusammen mit Henrik Schwanitz, Die digitalen Quellen des ISGV, in: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde 1997–2017 (Spurensuche. Geschichte und Kultur Sachsens 7), hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V., Dresden 2017, S. 109-119.
- Die Korrespondenz der Herzogin Elisabeth von Sachsen, Bd. 2: Die Jahre 1533 und 1534 (Quellen und Materialien zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 3/2), Leipzig 2016.
- dan so vel ich er farre, so vel schrib ich dir – Die Edition der Korrespondenz Herzogin Elisabeths von Sachsen, in: Martina Schattkowsky (Hg.), Frauen und Reformation. Handlungsfelder – Rollenmuster – Engagement (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 55), Leipzig 2016, S. 55-86.
- zusammen mit Robert Mund/Ulrike Siewert, daz man die beschribe zv eime ewiclicheme gedechtnisse vnde zu einer ewigen bewisunge. Die städtische Überlieferung Dresdens – Aktuelle Editionsprojekte zur mittelalterlichen Stadtgeschichte, in: Städte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit als Forschungsthema in den letzten zwanzig Jahren (Documenta Pragensia 32/2), Prag 2015, S. 395-423.
- zusammen mit Robert Mund (Bearb.), Die Stadtbücher Dresdens und Altendresdens, 5 Bde., hrsg. von Thomas Kübler/Jörg Oberste, Leipzig 2007–13.
Die Kommentarprinzipien am Beispiel der Briefe Herzogin Elisabeths von Sachsen
Am ISGV werden die Briefe der Herzogin Elisabeth von Sachsen (1502–1557) in einem Langzeitvorhaben ediert. Sie gehörte zu den politisch und geistig einflussreichsten Reformationsfürstinnen. Elisabeth war die ältere Schwester Landgraf Philipps von Hessen (1504–1567) und enge Vertraute Kurfürst Johann Friedrichs des Großmütigen (1503–1554). In ihrer Rolle als lutherische „Vorkämpferin“ am katholischen Hof ihres Schwiegervaters, Herzog Georgs des Bärtigen (1471–1539), hatte sie großen Einfluss und stand an den politischen und kommunikativen Schnittstellen ihrer Zeit. Ihre Korrespondenz lässt somit tiefe Einblicke in das Geschehen der Reformationszeit und dessen Hintergründe zu, belegt zugleich aber auch ein außergewöhnliches Frauenschicksal. Der überkommene Briefwechsel Elisabeths umfasst schätzungsweise 2.000 Briefe.
Im Vortrag werden ausgewählte Schwierigkeiten bei der Edition dieses Corpus, das nicht nur die Briefe der Herzogin, sondern auch die an sie gerichteten Stücke ihrer Korrespondenzpartner umfasst, näher vorgestellt und diskutiert. Die Probleme reichen unter anderem von den schwer lesbaren Handschriften über die eigenwillige und nicht normierte Orthografie der Herzogin bis hin zu den Quantitäten und Überlieferungschancen weiblicher Korrespondenzen der Vormoderne.