Wissen – Akteur*innen – Praktiken. Nachlässe als Quelle volkskundlich-kulturanthropologischer Wissensgeschichte
Ort
Riesa Efau Kultur Forum Dresden e.V., Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden
Kontakt und Anmeldung
Nadine Kulbe
Telefon
+49 351 4361644
Email
kulbe@isgv.de
Datum
09. bis 10. Mai 2019
Veranstalter
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde
Der Wert wissenschaftlicher Sammlungen und Nachlässe bemisst sich nicht allein anhand ihres Objektbestandes. Abhängig von Zeit und Ort konservieren sie Wissen, Interessen und Netzwerke der Nachlassenden. Sie geben Aufschluss über zeitgenössische Praktiken des Ordnens und Kategorisierens sowie über die Bedingungen von Wissensproduktion. Wissen als soziale Kategorie entsteht durch Sammeln, Dokumentieren und Auswerten. Es wird in Netzwerken aus Expert*innen und Laien kommunikativ ausgehandelt sowie durch Techniken, Praktiken und Strategien geformt. Die Erschließung eines Nachlasses ist zugleich geprägt von aktuellen – ehemals analogen, heute vermehrt digitalen – Arbeitstechniken und Methoden, die das Material sichtbar machen und dessen Wert herausstellen sollen. Erfahrungen, Kenntnisse und Interessen der Bearbeiter*innen nehmen auf die Erschließung ebenso Einfluss wie kontextualisierende Recherchen, finanzielle Förderungen sowie der begleitende wissenschaftliche Austausch.
Am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden wird derzeit der Nachlass des Volkskundlers Adolf Spamer (1883–1953) erschlossen. Während sich frühere Studien bereits mit Spamers Arbeitsbiografie auseinandergesetzt haben, wurde der wissensgeschichtliche Aussagewert des Materials – über dessen inhaltliche Schwerpunktsetzung hinaus – bisher kaum beachtet. Dabei ermöglicht eine detaillierte Erschließung dieses einzigartigen Quellenbestandes neue Perspektiven auf Arbeitstechniken und dadurch auf die Bedingungen von Produktion volkskundlich-kulturanthropologischen Wissens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Der Workshop präsentiert erste Ergebnisse der Erschließung des Nachlasses. Darüber hinaus wird in einer vergleichenden Perspektive am Beispiel weiterer Protagonist*innen und Quellenarten das Auswertungspotential von Nachlässen und Sammlungen für die volkskundlich-kulturanthropologische Wissensgeschichte diskutiert. Erst eine entsprechende Kontextualisierung generiert Erkenntnisse, die über die Aussagekraft der Materialität der Bestände hinausgehen. Durch die Rekonstruktion der Generierung und Sammlung von Quellen, deren Auswertung und Publikation, durch Austausch und Transfer von Wissen in Netzwerken können Wissensproduktion und -transfer nachvollzogen werden.