Sommerfundstück unseres Praktikanten
Ein König beim Rodeln?
von Simon Kretzschmar
Ein König beim Rodeln? Ein Anblick, der sich nicht alle Tage bietet. Dementsprechend verwundert oder vielmehr positiv überrascht sieht die Geisinger Bevölkerung ihrem Monarchen Friedrich August III. bei seiner Fahrt auf einem Holzschlitten Richtung Tal zu. In dem kleinen Wintersportort im Osterzgebirge zogen solche Ereignisse eine Vielzahl von Schaulustigen an, die dem ansonsten (abgesehen von einigen wenigen sportlich-kulturellen Höhepunkten) eher kargen Winteralltag entfliehen wollten. Die Schlittenfahrt des Monarchen über den lokalen Rodelhang bietet einem derartigen Städtchen Gesprächspotential für mehrere Monate, Jahre und Jahrzehnte. Bis ins 21. Jahrhundert hinein wissen große Teile der in Geising Aufgewachsenen noch, welche Einmaligkeit gemeint ist, wenn man über den rodelnden Wettiner-König spricht. Dieser Nachhall, den der Besuch des Monarchen in dem kleinen Erzgebirgsstädtchen hinterließ, ist symptomatisch für sein Gesamtvermächtnis. Friedrich August III. war kein begabter Politiker und auch Regierungserfolge konnte er nur in einem sehr begrenzten Maße verzeichnen. Ihm ist es jedoch gelungen, als sympathischer, volksnaher König in der Erinnerung der Menschen zu bleiben. Dieses freundliche Bild von ihm blieb und bleibt lange bestehen, woran nicht zuletzt auch die anekdotischen Erzählungen vom Auftreten seiner Majestät schuld sind. Bilder wie dieses halten den Mythos lebendig und geben ihm eine faktische Grundlage.