Fundstück aus dem LGA – im Oktober 2019

Tätowierungen

Zu den Objekten, die man im Nachlass eines akademischen Volkskundlers des frühen 20. Jahrhunderts nicht unbedingt erwarten würde, gehören solche zum Thema Tätowierung. Aber Adolf Spamer (1883–1953) war an vielen Dingen des Alltags interessiert, vor allem an solchen zur Populärkultur. Er sammelte Ausschnitte aus Zeitungen und Illustrierten, Postkarten, Grafiken und Fotografien, um kulturellen, gesamtgesellschaftlichen Phänomenen und Praktiken auf die Spur zu kommen. Ende der 1920er oder Anfang der 1930er Jahre begann er, sich mit dem Thema Tätowierungen zu beschäftigen. Er sammelte Postkarten und andere Bildquellen und tauschte sich mit Christian Warlich (1891–1964) aus Hamburg aus, einem der bekanntesten Tätowierer der damaligen Zeit. Adolf Spamer ist es auch zu verdanken, dass eines der wenigen Vorlagenbücher mit Zeichnungen des Tätowierers Karl Finke bis heute erhalten ist. Der Kulturwissenschaftler Ole Wittmann hat 2017 eine Edition dieses Albums veröffentlicht.

Spamers Sammlungen und Forschungen mündeten 1934 in die bis heute wegweisende Publikation „Die Tätowierung in den deutschen Hafenstädten. Ein Versuch zur Erfassung ihrer Formen und ihres Bildgutes“, 1933 zuerst in der Niederdeutschen Zeitschrift für Volkskunde erschienen und 1993 zum letzten Mal aufgelegt (hrsg. von Markus Eberwein und Werner Petermann, München 1993).

Einige der von Adolf Spamer gesammelten Objekte werden ab 27. November 2019 im Museum für Hamburgische Geschichte in der von Ole Wittmann kuratierten Ausstellung „Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli“ zu sehen sein.

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