Fundstück aus dem LGA – im Dezember 2018
Weihnachtliche Besinnung: Andachtsbilder, ihre Motive und ihr Gebrauch
In der Weihnachtszeit besinnt man sich besonders gern auf christliche Motive wie Krippendarstellungen, Heiligenfiguren oder Engel. Oft findet man sie als Weihnachtskartenmotiv oder auf Geschenkpapiere gedruckt. Verschenkt werden Bilder von Heiligen, Jesus- oder Marienabbildungen heute fernab der Kirche aber kaum noch, obwohl dies eine lange Tradition in Form der so genannten Andachtsbilder besitzt.
Andachtsbilder sind bildliche Darstellungen von Heiligen oder biblischen Szenen. Solche Bilder konnte man jederzeit bei sich tragen und beispielsweise in Gebetsbücher einlegen. Gern verschenkte man sie beispielsweise in Form eines zarten Spitzenbildes, oder man machte Kindern mit so genannten Hauchbildern eine Freude. Letztere sind hauchdünne Bilder, die sich durch Körperwärme einrollen. Andachtsbilder dienten auch der Erinnerung an Wallfahrten, und natürlich überreichte man besonders gern Jesus- und Mariendarstellungen zu Weihnachten und an Neujahr.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Bilder zu einem Massenartikel, der in allen Bevölkerungsschichten zu finden war und durch die drucktechnischen Entwicklungen der Zeit in großer Zahl hergestellt werden konnte. Mit der zunehmenden Säkularisierung im 20. Jahrhundert verlor das Andachtsbild jedoch langsam an Bedeutung und wurde vom Massenartikel wieder zu einem Gut, das vorrangig nur innerhalb der Kirche Verbreitung fand und auch heute noch findet – oder es wurde von Interessierten aus kunst- und kulturhistorischen Gründen gesammelt.
Einer dieser Sammler war Adolf Spamer, einer der bedeutendsten Volkskundler des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Sammlung, die ehemals wohl aus mehr als 1.000 Andachtsbildern bestand, wurde zur Grundlage der bis heute bedeutendsten Veröffentlichungen über die Geschichte des Andachtsbildes. Noch etwa 400 Andachtsbilder sind heute im Nachlass Spamers im ISGV vorhanden. Sie werden gerade im Rahmen eines Drittmittelprojekts erschlossen, digitalisiert und sind bald im Digitalen Bildarchiv des Instituts zu finden und zu sehen.