Biografie des Monats März 2024
Henriette Schie (1801-1893) – Eine jüdische Wohltäterin und Stifterin
von Henrik Schwanitz
Als Henriette Schie 1893 hochbetagt im Alter von 92 Jahren in Dresden verstarb, lag ein langes, aber verdienstvolles Leben hinter ihr. Aufgewachsen im Umfeld der alten jüdischen Gemeinde Dresdens heiratete Henriette Schie 1826 den Bankierssohn Mendel Schie, der von seinem Vater nicht nur ein erfolgreiches Bankhaus übernommen hatte, sondern auch ein umfangreiches Erbe. Als dessen Ehefrau finanziell dergestalt ausgestattet entwickelte Henriette Schie eine stark ausgeprägte Tätigkeit als Stifterin und Wohltäterin der Dresdner jüdischen Gemeinde. So stiftete sie erhebliche Summen für den Baufonds einer dringend benötigten Synagoge und förderte auf diese Weise deren Errichtung im Jahr 1840. Gemeinsam mit ihrem Mann finanzierte sie zudem 1852 die Einrichtung des nach ihr benannten Henriettenstifts. Dieses entwickelte sich zu einer der größten sozialen Stiftungen Dresdens und diente zunächst armen jüdischen Familien als Asyl, später als Altenheim jüdischer Frauen. Damit hatte das Henriettenstift einen festen Platz in der jüdischen Gemeinde und in der Dresdner Stadtgesellschaft und hielt als ein Erinnerungsort Leben und Wirken von Henriette Schie über ihren Tod hinaus gegenwärtig, bis es 1942 in der Zeit des Nationalsozialismus aufgelöst wurde.
Mit einem neuen Artikel von Sophie Rabenow vom Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow erinnert die Sächsische Biografie an Henriette Schie, als eindrucksvoller Lebenslauf einer jüdischen Frau in der Zeit der Emanzipation jüdischen Lebens in Sachsen im 19. Jahrhundert.