Biografie des Monats Dezember
Thietmar von Merseburg (975-1018)
Zum 1000. Todestag des Bischofs und Geschichtsschreibers Thietmar von Merseburg
Die geistlichen Aufgaben eines Bischofs vor tausend Jahren waren von den weltlichen nicht zu trennen. Im Bistum Merseburg sicherte damals Thietmar die bischöflichen Rechte und Einkünfte mit allen Mitteln. Wie die meisten seiner Amtsbrüder war er adliger Abstammung. Stolz rühmte er seine Familie in einem erst jüngst wiederentdeckten Gedicht auf die Grablege seiner Vorfahren in der Stiftskirche zu Walbeck an der Aller. Bekannt wurde Thietmar als Geschichtsschreiber: Er war der Historiker unter den Reichsbischöfen der sächsischen Kaiserzeit. Das handschriftliche Manuskript seiner auf Lateinisch abgefassten „Chronik“ wird heute in Dresden von der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek verwahrt.
Thietmar, der den Codex zum Teil eigenhändig geschrieben hat, widmete sich darin den politischen und militärischen Ereignissen im Reich und gab wie kein anderer den Blick auf das zuweilen brutale Gerangel um Macht und Einfluss frei. Den reichen Inhalt der „Chronik“ und die Vorstellungswelt ihres Verfassers veranschaulichte in diesem Jahr eine Ausstellung in Merseburg. Zu unserem Glück ist Thietmar kein disziplinierter Erzähler gewesen. So verdanken wir ihm viele Nachrichten wie zum Beispiel die erste Erwähnung Leipzigs oder das Datum der Grundsteinlegung zum Neubau der Merseburger Kathedrale.
Außerdem führt er uns nahe an seine eigene Person heran: Er beschreibt sein entstelltes Gesicht, bezichtigt sich sündhaften Verhaltens und schildert sogar seine Albträume. Vor tausend Jahren, am 1. Dezember 1018, verstarb Thietmar.