Erschließung und Digitalisierung des Nachlasses Adolf Spamer

Portrait Adolf Spamers, um 1930 <br/>(ISGV/Bildarchiv, BSN 069703)
Portrait Adolf Spamers, um 1930 (ISGV/Bildarchiv, BSN 069703)
Bearbeitung: Nadine Kulbe, Claudia Dietze, Antje Reppe
Laufzeit: 2017–2019

Adolf Spamer gilt als Wegbereiter des Fachs Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und prägte dessen wissenschaftliche Ausrichtung. 1926 wurde er an die Technische Hochschule Dresden auf den Lehrstuhl für Philologie und Volkskunde berufen, ab 1936 bekleidete er den ersten rein volkskundlichen Lehrstuhl an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Spamer maßgeblich am Aufbau einer institutionalisierten Volkskunde in der DDR beteiligt. Er starb 1953 in Dresden.

Seinen umfangreichen Nachlass übernahm die Akademie der Wissenschaften der DDR und übergab später den Großteil der Unterlagen an ihre Dresdner Forschungsstelle – die Vorgängerinstitution des ISGV. Der Nachlass besteht aus wissenschaftlichen und lebensgeschichtlichen Unterlagen, dem Corpus der Segen und Beschwörungsformeln (CSB), einer Sammlung von Andachtsbildern sowie der sogenannten Weltkriegssammlung. Nicht nur Spamers Korrespondenz mit namhaften Volkskundlern und Kulturwissenschaftlern lädt zu einer intensiven Beschäftigung ein. Über die Jahre zusammengetragene Originaldokumente zu Phänomenen der Populärkultur sind als wertvolle Quellen für die Forschung von großer Bedeutung. Dazu zählen handschriftliche Rezeptbücher, Andachtsbilder, Propagandapostkarten des Ersten Weltkriegs oder das Vorlagenbuch des Hamburger Tätowierers Karl Finke. Das CSB beinhaltet rund 23.000 Formeln, die Glaubensvorstellungen und medikale Praktiken seit dem Mittelalter dokumentieren. Mit ihrer Sammlung hatte Spamer schon vor dem Ersten Weltkrieg begonnen und diese bis zum Ende seines Lebens weitergeführt. Das CSB ist nicht nur aufgrund seines Umfangs und des langen Sammelzeitraums beispiellos, sondern auch das Projekt, das Spamer am intensivsten beschäftigt hat.

Um den facettenreichen Nachlass für die Forschung zugänglich zu machen, wird das Material nunmehr erschlossen und im Kalliope-Verbundkatalog der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz sowie im Digitalen Bildarchiv des ISGV präsentiert.

 

 

Das Projekt wurde von Mai 2017 bis Dezember 2019 durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Es war Teil des Verbundprojekts „Virtuelle Archive für die geisteswissenschaftliche Forschung“, mit dem das kulturelle und wissenschaftliche Erbe Sachsens nachhaltig für die wissenschaftliche Arbeit und die interessierte Öffentlichkeit aufbereitet werden sollte. Ziel dieses Verbundprojektes war es, die Vernetzung zwischen den geisteswissenschaftlichen, landesfinanzierten Einrichtungen des Freistaats auf dem Gebiet der Digital Humanities zu fördern. Die Koordination des Gesamtprojekts lag bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.

 

Weitere teilnehmende Institutionen

Wappen des Freistaates Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.