Fundstück aus dem LGA - im Juli 2018

Tagebücher 1966/69 und 1976/77 - DDR-Bürger im Irak

Sommerferien, Reisezeit. Nachdem im letzten Monat die Sehnsucht nach der nahegelegenen Sommerfrische zum Fundstück führte, geht es dieses Mal weiter in die Ferne. Urlaub allerdings war nicht der Anlass, der Familie Goehler* zweimal (1966/69 und 1976/77) von Dresden nach Mosul brachte.

Zwei Tagebücher, die die Eheleute akribisch gemeinsam und bisweilen auch der mitgereiste Sohn beschrieben, geben seltene Einblicke in Arbeits-, Alltags- und Konsumwelten von DDR-BürgerInnen, die als Hochschullehrer im ‚Nichtsozialistischen Ausland‘ bzw. dem ‚Entwicklungsland‘ Irak tätig waren: „Es begann damit, daß im Juli 1964 an meiner Arbeitsstätte, der Ingenieurschule Riesa, eine Anfrage bekam, wer sich für einen Einsatz in afrikanischen Nationalstaaten interessiere. Als ich Irene* am nächsten Samstag fragte, ob wir einige Zeit nach Afrika gehen wollten, hielt sie das erst für einen dummen Scherz, dann für eine indiskutable Angelegenheit. Erst zwei Tage später meinte sie, vielleicht wäre die Sache doch nicht soo schlecht. Nun wurde diskutiert, es wurden Möglichkeiten erwogen, es wurde überlegt.“

Bis im September 1966 der erste berufliche Auslandsaufenthalt für die Familie mit einer zu diesem Zeitpunkt nicht selbstverständlichen Flugreise nicht nur diskutabel, sondern Wirklichkeit wurde, verging also einige Zeit und auch das ursprüngliche Reiseziel hatte sich geändert. So berichtet die Familie von der umständlichen und nervenaufreibenden Anbahnung der Reise und den Startschwierigkeiten vor Ort; befragen lassen sich die ‚falsch herum‘, nämlich in lateinischer statt arabischer Schreibweise, beschriebenen Notizbücher auch nach Wahrnehmungen von Eigen(em) und Fremd(en), dem Familienleben und den weiteren sozialen Beziehungen sowie der Bewältigung des Jahreslaufs (Feste) in ungewohnter Umgebung. Nachvollziehbar werden auch Abwägungs- und Entscheidungsprozesse, wie erst dem schnellen Ende des Aufenthalts entgegengesehnt worden ist, er dann verlängert wurde und ihm schließlich ein zweiter folgte.

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